Open-Source-SoftwareOpen Source bedeutet wörtlich aus dem Englischen übersetzt "Freie Quelle". Gemeint ist damit die freie Verfügbarkeit des Software-Quellcodes, der im Rahmen von Open-Source-Lizenzmodellen unentgeltlich genutzt und verändert werden kann. BegrifflichkeitDer Begriff Open-Source-Software entstand 1998 mit der Gründung der Open Source Initiative (OSI) und prägt seitdem das Bild der Softwareentwicklung [Brügge 2004]. Bezeichnungen wie "freie Software" und "offene Software" werden in der Literatur zunehmend synonym zu Open-Source-Software (OSS) verwendet. Sie bringen zum Ausdruck, dass die jeweilige Software von jedem genutzt, kopiert und verteilt werden darf. Dies kann unentgeltlich oder gegen eine Gebühr geschehen, auf jeden Fall muss aber der Quellcode für jeden Interessenten verfügbar sein. Die Gebühr ist dann aber keine Lizenzgebühr für Software, sondern soll die Kosten des Anbieters für die Bereitstellung decken. Häufig werden vier charakteristische Merkmale in Bezug auf OSS genannt [Brügge 2004]:
Proprietäre Software steht dem Open-Source-Konzept entgegen. Die Nutzung, (Neu-) Verteilung oder Modifikation von proprietärer Software erfordert in jedem Fall eine Genehmigung des Eigentümers. Die angesprochenen Merkmale von Open-Source-Software werden in der Open-Source-Definition zusammengefasst. Da die Bezeichnung Open-Source beschreibend ist, kann sie nicht als Warenzeichen oder Schutzmarke eingetragen werden. Lizenzen sind keine Ware, folglich können sie auch nicht beim U.S. Patent and Trademark Office registriert werden. Aufgrund des Bedarfs der freien Software-Gemeinschaft nach einer verlässlichen Bezeichnung für Open-Source-Software hat die Open-Source-Initiative (OSI) ein sogenanntes "certification mark" als Prüfsiegel registrieren lassen. Wenn das Prüfsiegel "OSI certified" auf einer Software erscheint, steht sie unter einer Lizenz, die mit der Open-Source-Definition konform ist. Die Zertifizierung erfolgt in zwei Schritten:
Das Prüfsiegel kann ausschließlich auf Software angewandt werden, nicht auf Lizenzen. Dies soll sicherstellen, dass ein Softwarepaket mit den enthaltenen Lizenzen eine Open-Source-Distribution ist. PhilosophieDem Open-Source-Ansatz liegen spezifische Modelle hinsichtlich Entwicklung und Distribution zugrunde (siehe hierzu auch Open-Source-Prozess). Die Vorgehensweise bei der Entwicklung freier Software war bis 1997 nicht dokumentiert und ausschließlich an bekannten freien Software-Projekten wie z. B. Linux ersichtlich. Raymond hat im Mai 1997 erstmalig versucht, Faktoren einer erfolgreichen Vorgehensweise zu dokumentieren. Nach seinem Essay „The Cathedral and the Bazaar“ wird das Software-Entwicklungsmodell auch Basarmethode genannt. Raymond hat bei seiner Analyse des Software-Entwicklungsmodells von Linux folgende Grundregel aufgestellt [Raymond 2000]: „Veröffentliche früh und häufig, delegiere alles, was sich delegieren lässt, und sei offen bis zum Punkt des heillosen Durcheinanders, genannt Chaos.“ Weiterhin hat er unter anderem folgende Charakteristika der Open-Source-Philosophie benannt [Raymond 2000]:
Auf der Grundlage dieses Entwicklungsmodells hat sich ein komplementäres Distributionsmodell für Open-Source-Produkte etabliert. Entwickler stellen die Software im Internet für Benutzer zur Verfügung. Die Benutzer können selbst nach Software suchen, diese testen und einsetzen. Ein Benutzer kann per E-Mail in direkten Dialog mit Entwicklern treten und an der Entwicklung der Software teilnehmen, indem er die Software beurteilt und diese Beurteilung an die Entwickler sendet. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Bündel zusammengestellter Software bei einem Software-Händler zu kaufen. Im Unterschied zu proprietärer Software bezahlt man für freie Software ausschließlich für den Service der Bereitstellung, während bei proprietärer Software Lizenzgebühren zu entrichten sind. Konkret bedeutet dies, dass eine einmal erworbene freie Software nach Belieben verteilt werden kann. Die Distributoren stellen eigenständig Software-Pakete zusammen und verteilen diese gebündelt an Benutzer. Weiterhin hat der Benutzer die Möglichkeit, freie Software direkt vom Entwickler zu beziehen. Distributionsformen sind hauptsächlich Download-Möglichkeiten via Internet, z.B. SourceForge.net, github.com, Google Code und CodePlex.com. LizenzmodelleWie bereits beschrieben, versteht man unter Open-Source-Software, deren Quellcode ("source code"), also die geschriebenen Anweisungen des Programmierers, im Gegensatz zu herkömmlicher Software ("proprietärer" oder "Closed-Source-Software") frei zugänglich ist. Die wesentlichen Eigenschaften von OSS sind:
Im Gegensatz hierzu gilt für proprietäre Software:
Die wesentliche Kategorisierung von Open-Source-Lizenzen lässt sich anhand des Begriffes Copyleft [Stallman 2002] durchführen:
GPL und LGPL BSD-License Apache Open Source GeschäftsmodelleIm Rahmen von Open Source Vorhaben können unterschiedliche Geschäftsmodelle identifiziert werden. Leiteritz unterteilt diese in Produkt-, Dienstleistungs- und Mediator-Geschäftsmodelle [Leiteritz 2004].
Krishnamurthy gliedert Open Source Geschäftsmodelle in [Krishnamurthy 2003]:
Hybride GeschäftsmodelleDerzeit sind die Software-Geschäftsmodelle für "Open-Source" und "Closed-Source" noch scheinbar widersprüchlich. Abbildung 1 stellt die wesentlichen Merkmale der beiden Geschäftsmodelle gegenüber. Während traditionelle Geschäftsmodelle primär der linken Spalte entsprechen, tendieren Open-Source-Geschäftsmodelle zu den Merkmalsausprägungen der rechten Spalte. Abb. 1: Merkmale von Softwaremärkten [Nüttgens 2007, S. 103]. Der Open-Source-Ansatz steht zunächst dem klassischen Ansatz des Software-Vertriebs entgegen, der seinen Quellcode in der Regel vor Dritten schützt, um zu verhindern, dass dieser kopiert wird und eine unkontrollierte Verteilung der Software einsetzt. Zunehmend gibt es aber eine Mischung beider Konzepte (Hybride Lizenzmodelle). Das Open-Source-Konzept stellt eine alternative Form der Software-Entwicklung und des Software-Vertriebs dar. Es kombiniert bereits vorhandenes Wissen über Software-Entwicklung, -Vertrieb und -Organisationen mit den Effekten der Internet-Ökonomie. Durch die zunehmende Standardisierung von lizenzkostenfreien Software-Schnittstellen und -Formaten wird die Bedeutung proprietärer Softwarelösungen tendenziell abnehmen. Der Bezug benötigter Software aus Open-Source-Quellen wie z. B. Software-Brokern oder anderen Unternehmungen erscheint bei mindestens gleicher Leistungsqualität attraktiver als die Abhängigkeit von Herstellern proprietärer Lösungen. Die bisherigen Lizenzgebühren werden dann zunehmend durch Dienstleistungsgebühren ersetzt. LiteraturBrügge, Bernd et al.: Open Source Software: Eine ökonomische und technische Analyse, Springer Verlag, 2004. DiBona, Chris; Ockman, Sam; Stone, Mark (Hrsg.): Open Sources: Voices from the Open Source Revolution. Cambridge (MA): O'Reilly, 1999. http://www.oreilly.com/catalog/opensources/book/toc.html (Abruf 21.07.2014). Krishnamurthy, Sandeep: An Analysis of Open Source Business Models. SSRN eLibrary, 2003. Leiteritz, Raphael: Open Source-Geschäftsmodelle. In: Gehring, R.A., Lutterbeck, B. (Hrsg.): Open Source Jahrbuch 2004: Zwischen Softwareentwicklung und Gesellschaftsmodell. Lehmanns, Berlin, 2004, S. 139-170. Nüttgens, Markus: IT Innovation & Open Source: A Question of Business Ethics or Business Model?. In: Hanekamp, Gerd (Hrsg.) Business Ethics of Innovation. Berlin et al., Springer, 2007, S. 101-110. Open Source Initiative (OSI). http://www.opensource.org/ (Abruf: 21.07.2014). Picot, Arnold; Fiedler, Marina: Organisation von Innovation – Koordination und Motivation von Open-Source-Software-Projekten, Gabler, 2008. Raymond, Eric (Hrsg.): The Cathedral and the Bazaar. Version 3.0, 2000. http://www.catb.org/~esr/writings/cathedral-bazaar/cathedral-bazaar/ (Abruf: 21.07.2014). Stallman, Richard M.: Free Software, Free Society: Selected Essays of Richard M. Stallman. Boston (MA): GNU Press, 2002. http://www.gnu.org/philosophy/fsfs/rms-essays.pdf (Abruf: 21.07.2014) Autor![]() Prof. Dr. Markus Nüttgens, Universität Hamburg, Fakultät Betriebswirtschaft, Hamburg Research Center for Information Systems (HARCIS), Max-Brauer-Allee 60, 22765 Hamburg |